Die Auswirkungen der Landwirtschaft auf unser Klima

Bei nachhaltiger Landwirtschaft fragt man sich, wie und ob Landwirtschaft überhaupt nachhaltig in Verbindung mit unserem Klima sein kann. Wie man zu einer verbesserten Agrarwirtschaft beitragen kann, erklärte Sarah Sakineh Zarin vom Jugendbildungsprojekt Biopoli am 17.09.2019 in der HafenCity Universität.

Vorstellung des biopoli Projektes.

Am Anfang wurden Stichworte gesammelt rund um das Thema Klima und Agrarkultur. Dadurch sind schon die ersten Zusammenhänge und mögliche Probleme sichtbar geworden, denn Bodenzerstörung und CO2 -Emissionen sind in einem Kreislauf miteinander verbunden.

Wie kann Landwirtschaft nachhaltiger gestaltet werden?! Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sammeln ihre Ideen, die anschließend gemeinsam diskutiert werden.

Die Problematik ist, dass es unmöglich erscheint, aus diesem Kreislauf zu entkommen, denn es besteht die ständige Abhängigkeit von Verbrauchern zu Landwirten und zur Agrarpolitik. Die Landwirte benutzen viele Düngermittel und Pestizide um hohe Erträge zu erzielen. Allerdings gelangen diese Pestizide nicht nur in unser Essen, sondern auch in unser Trinkwasser. Außerdem werden durch das Düngen Treibhausgase freigesetzt, die in unsere Atmosphäre gelangen und die Ozonschicht immer weiter zerstören. Aber auch der Boden leidet unter der stetigen Benutzung, je öfter man die Erde mit den gleichen Pflanzen bestellt, umso mehr Mineralien und Nährstoffe werden ihm entzogen, was letztendlich zu einem unfruchtbaren Boden führt. Dies könnten wir mit der Fruchtfolge verhindern. Bei diesem Lösungskonzept werden abwechselnd verschieden Pflanzenarten gesät, um die Ermüdung des Bodens hinauszuzögern. Wenn man die Pflanzen abwechselnd anpflanzt, ermöglicht man so den Pflanzen ein optimales Wachstum, denn sie alle brauchen verschiedene Nährstoffe und können sich sogar gegenseitig dabei helfen, an diese Stoffe und Mineralien zu kommen.

Dabei ist nicht nur der Mensch an schlechteren Ernten schuld, auch das Klima trägt dazu bei. In den letzten Jahrzehnten gab es immer häufiger Extremwetter, die längere Dürrezeiten auslösten oder durch den stetig steigenden Meeresspiegel die Äcker überschwemmten und sie so vernichten. Durch starke Hitzeperioden trocknen Felder aus und können kaum bis gar nicht bewässert werden, da Wasserknappheit vorherrscht.

Aber die Landwirtschaft ist nicht nur das Opfer des Klimawandels, sondern auch der Verursacher, denn sie produziert Unmengen von Treibhausgasen, die bei der Viehwirtschaft entstehen und auch beim Düngen von Feldern freigesetzt werden. Dazu zählen Methan (CH4) und Lachgas (NO2), die aktiv dazu beitragen, dass sich unser Klima immer mehr verschlechtert. Die Viehzucht ist dabei der Hauptverursacher, eine Kuh zum Beispiel produziert im Jahr so viel Methan, als wäre man 18.000 Kilometer mit einem Auto gefahren. Allerdings verursachen auch Reisanbau, trockengelegte Moore und Fahrzeuge eine Menge an Treibhausgasen, die bei der Klimaerwärmung einen entscheidenden Faktor darstellen.

Wie wir mehr auf unsere CO2-Emissionen achten können, hat Frau Zarin gleich im Anschluss gemeinsam mit uns erarbeitet.

Zu allererst sollte man die Kleinbauern unterstützen oder bei regionalen Verkäufern Obst und Gemüse kaufen, denn diese spritzen ihre Früchte kaum bis gar nicht, was einerseits für unsere Atmosphäre gut ist und auch für uns viel weniger giftig ist. Auch sollte man darauf achten, woher die Produkte kommen, denn viele Dinge legen einen sehr langen Weg zurück, um im Laden um die Ecke im Regal zu stehen. Hier ist das Problem ganz klar der zu lange Transportweg, welcher nicht nur die Emissionen hochschnellen lässt sondern auch überflüssig ist, wenn man die Äpfel auf dem regionalen Wochenmarkt bekommen kann. Auch bei alltäglichen Dingen wie Wattepads zum Abschminken oder Küchenrollen wird unglaublich viel weggeworfen und bei deren Verbrennung große Mengen an giftigen Gasen freigesetzt. Anstatt eine Küchenrolle zu benutzten kann man auch einen feuchten Lappen verwenden und für Wattepads einen Waschlappen, der nicht weggeworfen werden muss.

Durchschnittliche jährliche Mittelverteilung der EU-Agrarfördermittel in Deutschland 2014-2020; Quelle: BUND; https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/eu-weite-buergerbefragung-wie-soll-die-eu-agrarpolitik-nach-2020-aussehen

Ein weiteres Problem liegt aber auch in der Agrarpolitik, denn diese begünstigt die großen Landwirte mit vielen Zuschüssen, wie Flächen-, Greening- (um Dauergrünland zu erhalten), Junglandwirtprämie und vernachlässigt nachhaltigere kleinere Betriebe. In der EU-Agrarpolitik gibt es zwei Säulen, die größere Säule listet auf, welche Vorteile große Landwirte haben und wie viel sie insgesamt an Geldern erhalten. Die zweite Säule hingegen verweist auf die vergleichsweise geringen Ausgaben für die ländliche Entwicklung und die Förderung von kleineren Betrieben. Die durchschnittliche jährliche Mittelverteilung liegt bei 4,85 Mrd. Euro für die linke Säule und 1,35 Mrd. Euro für die rechte Säule. Landwirte bekommen eine Flächenprämie pro Hektar und müssen sich aber auch an die vorgeschriebenen Richtlinien halten. Die Vorrausetzungen dafür sind, dass sie die Mindeststandards zum Umwelt- und Tierschutz einhalten. Auch bekommen sie mehr Geld, wenn sie keine Monokulturen anbauen und dafür das Konzept der Fruchtfolge berücksichtigen und Grünflächen anpflanzen. Der Haken dabei ist, dass nicht jeder Landwirt alle Forderungen beachtet und dennoch Gelder bekommt. Dadurch tritt die geplante umweltbewusstere Landwirtschaft nicht ein und es bleibt wie vorher das Problem: Wie bekommt man den landwirtschaftlichen Sektor dazu, umweltfreundlicher zu produzieren?

Ein weiterer großer Faktor ist der Fleischkonsum. Für die Tiere muss eine große Menge an Futter angebaut werden, dies erfolgt durch hektarweise Abholzung von Regenwäldern, die uns dabei helfen, giftige Stoffe in der Luft umzuwandeln. Wenn diese immer weiter verschwinden, steigt die Schädigung unserer Ozonschicht, was für die gesamte Welt fatale Folgen hat. Da aber nicht nur Tiernahrung verwendet wird, sondern auch für ein Kilo Rindfleisch mehr als 15.000 Liter Wasser und zwischen 22 bis 50 Quadratmeter Nutzfläche sowie mehr als 16 Kilo Getreide verbraucht werden, spielt die Fleischproduktion auch eine sehr große Rolle, denn zum Beispiel kann eine Familie mehr als ein Monat von dem Wasser und Getreide leben. Außerdem gibt es eine Überproduktion von Schweinefleisch, die bei 16% liegt, hier ist auch wieder das Problem der Transport-Emissionen gegenwärtig, denn nicht alles Fleisch auf unseren Tellern kommt aus Deutschland, sondern auch aus den USA und Asien. Wir sollten auch aus gesundheitlichen Gründen überlegen, ob wir wirklich jeden Tag Fleisch zu uns nehmen müssen. Wir sollten lieber den eigenen Fleischkonsum reduzieren oder gänzlich darauf verzichten und ein bewusstes Essverhalten als Vegetarier oder Veganer an den Tag legen.

Wenn wir auf Fleischkonsum verzichten, dann tun wir nicht nur dem eigenen Körper etwas Gutes, denn durch die wegfallenden Medikamente und Zusatzstoffe, welche die Tiere für ein besseres Wachstum bekommen, tragen wir auch automatisch zu einer Verbesserung des Klimas bei.

Text: Mareike Kafadar, Hamburg, 26.09.2019